Was kann MENSCH ertragen? Trauma und dessen Auswirkungen...
- Alexandra Luna Vidal
- vor 7 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Ich bin physisch gesehen weit weg von dem Geschehen am letzten Dienstag, diesem schicksalsträchtigen 10. Juni 2025 in meiner Heimatstadt Graz, doch mein Energiefeld ist nahe und verbunden mit den Ereignissen, vor allem mit den Seelen der Opfer, die getötet wurden, schwer verletzt oder als Zeugen dabei sein mussten. Ein junger Mann hat so viel Unheil verursacht!
Ich fühle tiefe Betroffenheit, Traurigkeit und Hilflosigkeit in Anbetracht der Tatsache, wie es möglich ist, den Hinterbliebenen zu helfen, den Kindern, Jugendlichen, Eltern, Geschwistern, Schülern und Schülerinnen der Schule, die nun in diesem Feld des Traumas weiterhin in die Schule gehen müssen, den Maturanten und Maturantinnen, die ihren Schulabschluss mit gutem Ausgang zu erfüllen haben und all den jungen Menschen, die dort in Angst und Unsicherheit leben.
Ich fühle die unerlösten Seelen der Getöteten, die mitten aus dem Leben gerissen in der Irre sich befinden – nicht erfassend, was mit ihnen geschehen ist. Ich spüre den Schmerz der Eltern und Geschwister – ich selbst bin Mutter und Großmutter und habe tiefstes Mitgefühl. Ich sitze hier auf einer Insel im Atlantik und habe den großen Wunsch zu helfen – ich werde es tun, wenn ich im Sommer in die Stadt komme, wo ich selbst über zwei Jahrzehnte Lehrerin war – Lehrerin von wundervollen jungen Menschen, die hoffnungsvoll in ihre Zukunft geblickt haben, voller Träume, voller Visionen für ihr Leben. Vielleicht darf ich für die einen oder anderen ein Stück Hilfe geben mit meinen Fähigkeiten, tief empathisch begleiten zu können.
Ich kann von hier aus beten, heilsame Energie senden, lichtvolle und mit Liebe erfüllte Gedanken.
Ich weiß, was Trauma bedeutet – sowohl Teil des kollektiven Traumas einer Katastrophe zu sein als auch individuelles Trauma zu erleben. Ich kann jede Gefühlsregung, jede Emotion, den Hass, die Wut, die Verzweiflung nachvollziehen, diesen tiefen bohrenden Schmerz, der einen lange gefangen halten kann. Doch weiß ich auch, wie wichtig es ist, Hilfe zu bekommen, wertschätzende, empathische Unterstützung. Ich habe mit einem schwer traumatisierten Jugendlichen gearbeitet, der alle Therapeuten abgelehnt hat aber mit mir bereit war „unser Kunstprojekt“ zu machen. Leider konnte ich ihn ihn schon nach einem Jahr nicht mehr weiter begleiten. Das Trauma eines Vulkanausbruchs und Verlustes meines Zuhauses hat mich zur Flucht veranlasst – weg vom Platz des Geschehens. Ich weiß nicht, ob er weiterhin gute Unterstützung erfahren hat – ich wünsche es mir so sehr.
Ich weiß nicht, wie es den Jugendlichen möglich ist, dort weiterhin im Umfeld zu sein, in die Schule zu gehen und doch bedarf es der Kraft und der Bereitschaft „gut weiterzuleben“ in Gedanken und „zu Ehren der Toten“, wie es so oft im Systemischen Kontext heißt. Und es ist immer wichtig am Platz des Traumas das Trauma zu verarbeiten.
Ich bin Teil des menschlichen Feldes und wir alle tragen alles in uns – das Lichtvolle und das Dunkle.
Was veranlasst einen jungen Menschen, mit so tiefem Hass geplant und gezielt Unschuldige zu töten? Wie tief muss seine Verletzung sein, seine Wut, sein Hass, seine Verzweiflung – letztendlich seine Hilflosigkeit. Es ist mit dem gesunden Menschenverstand nicht zu verstehen, nicht zu begreifen und doch gibt es so einige Menschen, die genau diese Dunkelheit in sich tragen, dieses Böse, diese so tiefe Verletztheit, dass sie wahllos austeilen, sich wahllos rächen, nicht an ihren Tätern, die ihnen die Schmerzen zugefügt haben, sondern an Unschuldigen, an Unbeteiligten ihres eigenen Traumas.
Hitler hat diesen Massen-Mord mit vielen „Helfern“ an Millionen Menschen vollzogen – und durch alle Jahrtausende der Menschheit waren und sind es viele, die dies tun oder tun können und wollen – wie viele Vertreter Gottes, der Kirchen, haben es schon getan, wie viele Menschen waren und sind so – abgrundtief dem Dunklen verschrieben?
Was brauchen wir als Menschheit, um endlich zu erwachen, endlich den Frieden aus unserem Innersten zu erschaffen, ihn in die Partnerschaften, in unsere Familien, unsere Gemeinschaften und letztendlich in die Welt zu tragen?
Ich sitze hier und bin eigentlich sprachlos und dennoch ist es mir ein Bedürfnis diese Worte aus mir strömen zu lassen, wie die Tränen, die seit diesem Ereignis immer wieder fließen... und in mein Herz zu fühlen, das sich dann schwer anfühlt und doch nicht aufhört zu glauben, dass das Gute im Menschen Oberhand gewinnen kann, das Lichtvolle ihn leiten kann, die LIEBE jeden einzelnen berühren kann, die Liebe von der wir so viel sprechen und sie doch so selten „bedingungslos“ zu geben vermögen und auch zu empfangen.
Gott hat nicht versagt, wie ich in solchen Momenten auch schon gehört habe – Gott kann nicht versagen, nur der Mensch, der es nicht schafft, dieses Geschenk LEBEN dankbar, herzoffen und in Liebe anzunehmen und weiterzugeben.
Gott hat auch seinen „lichtvollsten Engel“ – LUZIFER – an die Dunkelheit verloren. Ohne die LIEBE kann die Schöpfung nicht dem reinen lichten Sein entspringen. Wir Menschen sehnen uns so sehr danach und sind doch nicht befähigt, wirklich und wahrhaftig zu lieben und in Bewusstheit zu leben.
Was will, was kann, was muss MENSCH noch ertragen?
Was soll uns denn endlich wachrütteln, um wirklich aufzuwachen aus diesem Albtraum, der uns in solchen gesellschaftlichen Systemen gefangenhält, die Zerstörung statt Frieden suchen, getrieben von Macht- und Geldgier und in denen wir unsere Natur, andere Menschen und damit uns selbst zerstören?
Ich würde mir in diesem Moment, in dem DU diesen Text gelesen hast, wünschen, dass DU kurz innehältst, die Augen schließt, Dich mit deinem Herzen verbindest und reine pure Liebe in das Feld des Traumas meiner Heimatstadt sendest, damit dort hoffentlich das eine oder andere Herz der Verletzten, der Überlebenden, der Familien, der Schüler und Schülerinnen berührt wird und möglicherweise auch die Seelen der Verstorbenen Frieden finden können, wenn es ihnen möglich ist… und wenn es Dir möglich ist, auch den Täter damit zu berühren… vielleicht hilft es dieser unendlich verlorenen Seele...und seine Eltern, die nun ertragen müssen, dass ihr Kind so viel Schmerz und Leid verursacht hat.
IN TIEFER VERBUNDENHEIT
Alexandra Luna

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